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Gutsweinprobe bei den Vereinigten Hospitien

Fisch selber räuchern

Braucht der Wein den Korkverschluß?

(15.05.2007) Heute im Kölner Weinkeller: "Da stehen doch tatsächlich ein paar Kisten Wein von Toni Jost. Den wollte ich doch schon immer mal probieren." Schwups - und schon lag eine Flasche im Einkaufskorb. Nachdem der Wein zu Hause die richtige Trinktemperatur erreicht hatte war er auch schon im Glas. Die Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten, der Wein hatte Kork! Nicht einen leichten Korkton, sondern richtig Kork, also auch nicht ansatzweise mehr ein Genuß.

Ich ärgere mich immer wieder über Weine, die ich wegen Kork wegschütte. Auch wenn einzelne Händler Korkschmecker zurücknehmen, für eine einzelne Flasche lohnt sich der Weg oder das Porto oft nicht. Zu dem finanziellen Verlust kommt dann noch der entgangene Weingenuß und die Tatsache, dass die Flasche vielleicht die einzige war und zu allem Überfluß auch nicht mehr zu bekommen ist.

Der Winzer und der Weinhändler (Der o.g. nimmt Korkschmecker sogar zurück!) können nichts dafür, dass ist klar. Kork ist, genau wie Wein, ein Naturprodukt und somit lässt es nicht vermeiden, dass hin und wieder ein "Korkschmecker" den Weg in das Glas des Weinfreunds findet. Da stellt sich aber die Frage, ob der Wein denn überhaupt einen Korkverschluß benötigt? Zu diesem Thema hier meine subjektive Meinung und ein Überblick über die gängigen Alternativen:

"Echter" Korken
Die klassische Art einen Wein zu verschließen ist ein Stück Kork, dass aus der Rinde der Korkeiche geschnitten wird. Kork ist ein Naturprodukt und rar, da die Korkeiche nur alle 9 Jahre geschält werden kann und die Nachfrage ständig steigt. Je höher die Qualität, desto teurer ist er. Ein Korkton lässt sich aber auch bei teuren Korken nicht vermeiden.

Der Fachmann sagt, dass der Wein durch den Kork "atmen" kann (und muss). Allerdings gibt es ebenso viele Fachleute die behaupten, dass die Luft in der Flasche zum "Atmen" ausreichend ist. Relevant ist das sowieso nur, wenn Sie Weine lange lagern möchten. Wer Weine kauft, um sie in absehbarer Zeit zu trinken, kann also auf jeden Fall auf den Naturkork verzichten. Da stellt sich nur noch die Frage nach der Alternative ...

Kunstoffkorken
Ein Argument für den "echten" Kork ist, dass es beim Öffnen der Flasche "ploppt". So war das schon immer und der Weinfreund erwartet es wohl auch so. Vergleichbar vielleicht mit dem (Pils-)Biertrinker, der auf seinem Bier eine Krone erwartet. Der Kunstoffkorken kann dass auch: Er erzeugt beim Öffnen einen "Plopp" und man kann ihn, wie einen richtigen Korken, mit einem Korkenzieher aus der Flasche ziehen. Kunststoffkorken gibt es bunt oder korkfarben und bedruckt, letztere lassen sich kaum noch von einem "richtigen" Korken unterscheiden.

Die Experten streiten sich noch darüber, ob die Ausdünstungen des Kunststoffkorkens den Wein (auf Dauer) schädigen und geschmacklich beeinflussen. Die Zukunft wird es zeigen...

Schraubverschluss
Der Schraubverschluss ist ohne Hilfsmittel (Korkenzieher) zu öffnen und auch wieder zu verschließen, was einen großen Vorteil darstellt. Allerdings hat auch hier der Wein Kontakt zu der Dichtung aus Kunststoff, was wiederum zu den unter "Kunststoffkorken" genannten Problemen bei längerer Lagerung führen kann. Da den mit Schraubverschluss versehenen Weinen immer noch ein "billig"-Image anhängt finde ich es auch nicht angenehm, derartig verschlossene Weine an Gäste auszuschenken. Umgefüllt in eine schöne Karaffe sieht es aber dann direkt schon besser aus...

Kronkorken
Neben den bereits aufgeführten Problemen durch den Kontakt des Weines mit dem (dichtenden) Kunststoff (siehe "Kunststoffkorken") hat der Kronkorken zudem ein "Imageproblem". Einem Kronkorken fehlt nicht nur der typische "Plopp", er gehört irgendwie auch zum Bier und nicht zu einer (erheblich teureren) Flasche Wein. Ein Wein mit Kronkorken kommt mir deswegen nicht in den Keller. Beim Bier dagegen finde ich ihn äußerst praktisch.

Glasverschluß
Mit dem Glasverschluß gibt es keine "Korkschmecker" mehr und er sieht nicht "billig" aus. Zudem ist der Kontakt von Kunststoff mit dem Wein geringer als bei den o.g. Alternativen, da für die Abdichtung nur ein schmaler Kunststoffring benötigt wird. Außerdem lässt sich der Glasverschluß ohne Hilfsmittel leicht öffnen und problemlos wieder verschließen.

Allerdings werden für den Glasverschluß spezielle Flaschen benötigt und er kann, zumindest zur Zeit, nur in großen Mengen geordert werden. Für kleine Betriebe stellt er also keine Alternative dar, sofern nicht mehrere Winzer zusammen bestellen. Ärgerlich finde ich auch, dass die Glasverschlüsse nicht zurückgenommen und wiederverwendet werden, sie werden nach Gebrauch entsorgt.


Fazit
Für mich stellt der Glasverschluß die beste Alternative zum Kork dar, denn er sieht elegant aus und der Kontakt von Wein und Kunststoff ist minimal. Zudem ist er ist wiederverschließbar und außerdem auch ohne "Werkzeug" zu entfernen. Auf den "Plopp" verzichte ich gerne, wenn ich dafür im Gegenzug die Garantie habe, dass der Wein trinkbar ist.

Nur eine Frage bleibt offen: Was mache ich mit meinem wunderschönen Laguiole-Korkenzieher, wenn es mal keine Flaschen mit Korken mehr gibt? Aber bis dahin ist sicher noch etwas Zeit...

Ein Stück Rinde von der Korkeiche